Eigentlich sieht die Kirsche der Kaffeepflanze klein und unscheinbar aus. Dass es dazu kam, dass die Menschen die Bohne gründlich vom Fruchtfleisch befreiten, sie rösteten und mahlten, hört sich völlig unwahrscheinlich an – so viele Schritte waren notwendig.
Die unwahrscheinliche Entdeckung des Kaffees – eine Legende
Es war in Äthiopien, das Land von dem man annimmt, dass der Kaffee dort seinen Ursprung hat. Einer Legende zufolge entdeckte ein Ziegenhirte in Kaffa die belebende Wirkung des Kaffees. Und das kam so: nach einem Nickerchen erkannte der Hirte seine Ziegen nicht mehr, sie sprangen aufgedreht umher und zeigten selbst zu später Stunde keine Anzeichen von Müdigkeit. Als besagter Hirte dem nachging, stellte er fest, dass die Tiere kirschenähnliche Früchte von eine dunkelgrünen Pflanze abrupften und fraßen. Er brachte seine Entdeckung den Mönchen im nahe gelegenen Kloster vor und diese trockneten die Früchte und zerstampften sie zu Pulver. Anschließend vermengten sie dieses Pulver mit Wasser. Sie tranken den Sud und – voilà – der Kaffee war geboren.
Die wahre Geschichte über die Entdeckung des Kaffees
In Wahrheit gibt es keine Geschichte. Man weiß heute, dass der erste Kaffee in der Hochebene von Abessinien entdeckt wurde. Das ist mehr als 1000 km von Kaffa entfernt. Was genau geschah, wie der Kaffee entdeckt wurde, ist immer noch ein Rätsel – deswegen ist die unwahrscheinliche Geschichte des Kaffees eine Erwähnung wert, denn es ist eine gute Geschichte.
Experten gehen davon aus, dass die Entdeckung des Kaffees auf den Handel mit Sklaven zurückzuführen ist - erstmals wurde der Kaffee jedenfalls in alten jemenitischen Schriften erwähnt. Sicher ist, dass der Kaffee gegen Ende des 14. Jahrhunderts aus Äthiopien im Jemen ankam. Genauer gesagt in Mokka – und wieder ein Name, den wir kennen.
Die Stadt Mokka oder Muza, Mucha oder al-Muhá, wie sie früher genannt wurde, war damals eine blühende Hafenmetropole und bot den verschiedenen Händlern gleich welcher Religion ideale Handelsmöglichkeiten. Von hier aus gelangten die ersten Rohbohnen nach Mekka.
Von Mokka aus sorgten Pilger und Reisende für eine rasante Verbreitung in der ganzen Welt. Er wurde in der muslimischen Welt als qahwa, als Wein des Propheten bekannt. Mokka war also über Jahrhunderte hinweg das Zentrum, von dem aus Kaffee in die ganze Welt verschifft wurde. Angebaut wurde er damals hauptsächlich in Äthiopien und im Jemen. Heute kennen wir Mokka als kräftigen Kaffee mit besonders fruchtigen Kakaonoten.
Auch wie der Kaffee zu seinem Namen kam ist bis heute nicht eindeutig überliefert. So mancher ist der Auffassung, dass er nach der äthiopischen Provinz Kaffa benannt wurde, oder nach den in Äthiopien lebenden Schwarzen Kaffern - ob das so stimmt?
Es ist wohl eher davon auszugehen, dass die Osmanen mit ihrer Bezeichnung „qahwa“ (Kahve gesprochen) für die Popularisierung des späteren Kaffees verantwortlich waren. Und der Kaffee in Europa aufgrund des türkischen Terminus „Kahve“ eingebürgert wurde.
Kaffee verbreitet sich in Europa – zum Glück
Es sollte noch einige Jahrhunderte dauern bis Kaffee in Europa ankam. Hin und wieder sind Reisende durch Europa gekommen, die vom Kaffee, seiner Wirkung und seinem Geschmack berichtet haben. So lange, bis auch in Europa die Leidenschaft für Kaffee erwachte. Das erste Kaffeehaus wurde im 17. Jahrhundert in Venedig eröffnet, es folgten Oxford, London, Marseille, Amsterdam, Den Haag, Paris und Wien.
In Deutschland begann die Kaffeegeschichte 1673 mit der Eröffnung des ersten deutschen Kaffeehauses in Bremen, einer Hafenstadt.
Kaffeehäuser galten seitdem als kulturelle Zentren: bei einer guten Tasse Kaffee wurden Informationen und Neuigkeiten ausgetauscht. Die Kaffeehäuser waren also maßgeblich für die erfolgreiche Verbreitung des Kaffees in der ganzen Welt. Das ist bis heute so geblieben.
Kaffee in Deutschland – eine Liebesgeschichte
Es war in Bremen: hier wurde 1673 das erste Kaffeehaus eröffnet. Vier Jahre später war Hamburg an der Reihe – und dann eroberte der Kaffee ganz Deutschland. Anfangs war er ein Luxusgetränk, nur wohlhabende Bürger gönnten sich das anregende und wohlschmeckende Getränk. Die weniger begüterten begnügten sich mit Ersatzprodukten, die wesentlich günstiger in der Herstellung waren und vor allem nicht zu hohen Preisen importiert werden mussten. Das waren Kaffees aus Zichorie oder Malz.
Die Kaffeehäuser hoben den Kaffeegenuss auf ein neues Niveau – sowohl durch ihre inspirierende Atmosphäre als auch durch die Kreation neuer Rezepte. In Österreichs Kaffeehäusern wurde im 19. Jahrhundert der Mokka mit ein wenig Sahne, oder wie die Österreicher sagen: Obers, serviert – dem sogenannten Kapuziner. Die Italiener haben sich diesem Getränk angenommen und heraus kam der hierzulande sehr beliebte Cappuccino.
Heutzutage ist der Kaffee das beliebteste Getränk der Deutschen. Sie trinken 162 Liter, also ungefähr 2 Tassen pro Tag im Durchschnitt pro Person. Am liebsten trinken die deutschen den Filterkaffee. Da der Kaffee so beliebt ist, stehen große Wirtschaftsinteressen dahinter, die leider für die immer niedrigere Qualität des Kaffees in den Supermärkten verantwortlich sind.
Zum Glück gibt es Hoffnung: seit einigen Jahren eröffnen auch hierzulande immer mehr private Kaffeeröstereien. Sie bieten neue Zubereitungsmethoden und eine Vielzahl an individuellen Kaffeesorten die den Geschmack des Kaffees neu definieren. In Ländern wie Japan, Schweden und den USA wurde diese Umkehr schon seit längerem vollzogen. Die Amerikaner prägten sogar die Bezeichnung: Third Wave Coffee. Schön, dass diese Welle nun auch Deutschland erreicht hat.